Rahmenlängsträger bilden das Rückgrat eines Nutzfahrzeuges. Diese Bauteile sind von der geometrischen Ausprägung hochindividuell. "Das liegt daran, weil sich besonders das Lochbild, das zur Anbindung der diversen Anbauteile dient, je nach Kunde, Branche oder Ausstattungsvariante des Trucks unterscheidet", erklärt Projektleiter Alexander Duschka. "Somit ist eine Stückzahl von 1 hier keine Seltenheit, aber auch Stückzahlen mehr als 100 gehören zum täglichen Abruf", ergänzt Lothar Becker, Geschäftsführer des Werks in Gustavsburg.

Daraus resultieren hohe Herausforderungen an den Fertigungsprozess, da die große Variantenvielfalt bei hohem Automatisierungsgrad und gleichzeitig geringen Taktzeiten realisiert werden muss, um die Bauteile zu marktgerechten Preisen produzieren zu können. HÖRMANN Automotive betreibt seit 1999 eine vollverkette Fertigungslinie zur Produktion von Rahmenlängsträgern. Die Einbringung des individuellen Lochbilds wird über hydraulische CNC-Stanzen realisiert. Jedoch war der Stanzprozess seit jeher das Bottleneck der Prozesskette, da jedes der bis zu 800 Löcher pro Träger einzeln eingebracht wird.Daher wurden schon beim Aufbau der Gesamtlinie zwei parallele Stanzanlagen integriert, welche im Jahr 2006 noch auf einer dritten Anlage ihre Erweiterung fanden. Dennoch konnte das Potenzial, besonders des hochproduktiven Profilierprozesses, nie umfassend genutzt werden, da das Stanzen den Gesamtprozess ausgebremst hat.

Ein interdisziplinäres Team von HÖRMANN Automotive hat 2017 dieses Potenzial zum Anlass genommen, um an einer weltweit einzigartigen Technologie zu arbeiten, die es ermöglicht, das Bottleneck aufzulösen. Die Visionen wurden gemeinsam mit einem Lieferanten weiterentwickelt und resultierten in einer Stanzanlage, welche 2019 in Betrieb gehen konnte. Durch diese Investition wurden die Voraussetzungen geschaffen, den Output der Profilierlinie annähernd zu verdoppeln und das Bottleneck von einst zum Taktgeber zu machen. Durch die Kombination der neuen und der alten Stanzanlagen ist es möglich, einen Takt zur Einbringung des gesamten Lochbildes von unter einer Minute zu erreichen.